Tag der Einheit: Offener Brief an das deutsche Volk
Tag der Einheit: Offener Brief an das deutsche Volk
Liebe Mitbürger!
Zum 34. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung ist unsere Gesellschaft gespalten wie kaum zuvor: Es stehen links gegen rechts, Klimaleugner gegen die letzte Generation, Veganer gegen Flexitarier, ökologisch gegen konventionell, Geimpfte gegen Ungeimpfte, Schwurbler gegen Medienfans, Putinversteher gegen Kriegstreiber und so weiter und so fort.
Die multiple Spaltung der Gesellschaft erstreckt sich durch alle Lebensbereiche: durch Familien, Freundeskreise, Nachbarschaften, Vereine, Kollegien, Ethnien und Generationen. Die fortschreitende Erosion des gesellschaftlichen Zusammenhalts löst Unbehagen aus durch Unsicherheit, Vertrauensverlust und steigende Aggression aber auch Demoralisierung. Es wächst die Sehnsucht nach wieder mehr Einigkeit.
Aber wofür brauchen wir eigentlich Einigkeit? Uneinigkeit jedenfalls kann ein produktiver Zustand sein, der aber in Stillstand und Blockade verfällt, wenn der Konsens ausbleibt. Schlimmer noch ist Uneinigkeit die Basis für Streit, der letztlich zu Konflikten oder gar Kriegen eskalieren kann.
Aber sind wir uns wirklich so uneinig? Trotz aller Dispute verbindet uns alle eine gemeinsame Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Wir haben auch ein schlichtes gemeinsames Ziel: Überleben. Wir sprechen eine gemeinsame Sprache und stehen vor vielen gemeinsamen Herausforderungen, die wir nur gemeinsam lösen können.
Gemeinsam sind wir so wie eine große Familie oder Zweckgemeinschaft. Und wie in jeder guten Familie kann man sich seine Verwandten nicht aussuchen. Wir tun also gut daran, Werte zu kultivieren, die uns in unserer Gemeinsamkeit stark machen: zusammenhalten, einander zuhören, Anderen helfen, zusammen lachen, gegenseitig vertrauen, ehrlich zu einander sein, Mitgefühl zeigen, dankbar sein, Fehler verzeihen, zusammen träumen, einander lieben.
Denn das ist es, was uns die Kraft gibt, um Seite an Seite die kleinen und großen Herausforderungen des Lebens zu meistern. Allein sind wir nichts, gemeinsam sind wir alles.
Mit besten demokratischen Grüßen
Eure #Brückenbauer